
Hersteller: | Animation Arts |
Vertrieb: | Deep Silver |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win XP/Vista/7 / Pentium IV 2 GHz / 512 MB RAM / 64 MB Grafikkarte / ca. 4,5 GB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 12 Jahren |
Offizielle Webseite: | www.lost-horizon.deepsilver.com |
Tibet, 1936
Ein kleiner amerikanischer Stoßtrupp dringt mit letzten Kräften in ein Kloster vor und kann sich kaum der deutschen Nazi-Übermacht erwehren. Lediglich der Kommandant schafft es mit einem ansässigen Mönch in eine geheime Kammer. Auch wenn sie dort erst einmal sicher zu sein scheinen, sind sie leider eben genau an dem Ort, den die Deutschen verzweifelt versuchen zu finden. Immerhin ist er die Pforte in das Königreich Shambalas, mithilfe dessen sich die Nazis einmal mehr erhoffen, einen entscheidenden Trumpf für den geplanten Krieg in Europa in der Hand zu haben. Angeschossen übergibt der Klosterbruder dem Offizier mit letzten Atemzügen einen Talisman, der ihn kurz danach direkt nach Shambala befördert. Doch das dient lediglich als Prolog, der eigentliche Hauptprotagonist Fenton Peddock hat so seine eigenen Sorgen in Hong Kong. Eine Triade ist ihm auf den Fersen und möchte ihn tot sehen, was damit endet, dass der junge Charterpilot in einem hölzernen Sarg im Hafenbecken versenkt wird. Kaum aus der misslichen Lage befreit, beschließt er, Hong Kong so schnell es geht zu verlassen. Doch auf dem Flugplatz trifft er nicht nur seinen treuen Mechaniker, sondern auch einen alten Bekannten vom Militär, der ihn sogleich in die britische Botschaft bittet. Dort stellt sich dann heraus, dass der verschwundene Offizier der kleinen Militäreinheit in Tibet niemand Geringeres als der Sohn des Botschafters war und obendrein auch noch der beste Freund Pentons. Somit ist sein Auftrag klar: Dorthin reisen und schauen, was aus dem alten Freund geworden ist. Doch es ist alles nicht so leicht, wie es im ersten Moment erscheint. Denn erst einmal muss eine Karte organisiert werden, um das Kloster in Tibet überhaupt finden zu können. Die befindet sich im Besitz der jungen Kim, die sich von einem auf den nächsten Moment in großer Gefahr befindet. Denn auch die verfeindete Triade will das Stück Papier für sich haben und geht dabei über Leichen. Nach einer abenteuerlichen Flucht startet das Adventure dann richtig durch und führt die beiden quer über den Globus.

‚Indiana Jones and the Flight of the Amazon Queen‘
Nostalgiker unter Euch werden die Parallelen zum letzten ‚Indiana Jones‘-Point-and-Click-Adventure, welches ihn nach Atlantis führte, sowie Joe Kings Reise mit der Amazon Queen, sicher sofort wiedererkennen. Es scheint tatsächlich so, als haben sich die deutschen Mannen von ‚Animation Arts‘ die besten Elemente der beiden Klassiker geschnappt und zu einem neuen Paket zusammengeschnürt. Somit wird zwar nicht wirklich Neues geboten, doch die Mischung stimmt ganz einfach. Etwas irritierend fanden wir lediglich, dass die Minibildchen der Gesprächspartner, die bei jedem Dialog den Gegenüber darstellen, oft zu deutlich bekannten Schauspielern zu gleichen scheinen. Der verschwundene Freund ähnelt dem verstorbenen Heath Ledger bis auf wenige Pixel, Fentons Mechaniker gleicht wiederrum Ernest Borgnine aus der bekannten TV-Serie ‚Airwolf‘ aus den 1990ern – nur um zwei Beispiele zu nennen. Filmfreunden wird jedenfalls öfter die fragende Augenbraue nach oben schießen, weil man im Gesprächspartner einen amerikanischen Schauspieler wiedererkennt. Ob das nun nett oder dreist aufgenommen wird, sei mal jedem selbst überlassen.
Filmreife Inszenierung
Wo sich ‚Animation Arts‘ aber keinen Fehler erlaubt hat, ist wohl die Optik. Die kann sich nämlich durch die Bank absolut sehen lassen. Das verwöhnte Auge erwarten jedenfalls wunderschön gezeichnete Orte und vor allem zahlreich aufwendig vorgerenderte Zwischensequenzen, die im Adventure-Genre wohl ihres gleichen suchen und vom Stil am ehesten an George Lucas´ TV-Serie ‚Star Wars – The Clone Wars‘ erinnern. Nicht ganz so gut gelungen, sind die Animationen der Charaktere. In der Ingame-Grafik zeigen die leider keinerlei Emotionen, aufgrund fehlender Gesichtsanimationen, und bewegen sich recht hölzern. Normalerweise stört uns das nicht allzu sehr, doch wenn schon mit der grundlegenden Optik und den Zwischenfilmchen so eine hohe Messlatte gelegt wird, hätte man sich den Bewegungsabläufen der Ingame-Charakter ruhig etwas mehr widmen können. Doch was soll´s, unsere Kritik ist auf derart hohem Niveau, dass es uns nicht wirklich störte und im Bereich von Nice-To-Have liegt.
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Solide Engine
Was besonders gelobt werden sollte und was wir am besten sofort loswerden möchten, bevor es dann im Test untergeht, ist die hervorrangende Performance des Adventures. Es sieht fantastisch aus und läuft, sofern man auf die Kantenglättung verzichten kann, selbst auf kleinsten Rechnern in hohen Auflösungen problemlos und superflüssig. Wer einen großen Breitbildmonitor sein eigen nennt, darf sich zudem sogar auf die ‚Full HD‘-Auflösung von 1920x1080 Pixeln freuen, wo das Gesehene erst so richtig zur Geltung kommt. Um das Gesamtpaket abzurunden, schallt es auch aus den Boxen nur in höchster Qualität. Die Sprecher sind allesamt professionell und qualitativ äußerst hochwertig aufgenommen. Hier wartet nichts Geringeres als Hörspiel-Niveau auf den Spieler. Ähnlich sieht es mit dem tollen Soundtrack aus, der mit angenehmen Melodien tadellos das Gesehene untermalt.
Logisch ohne Ende
Dass die Rätsel bei einem Adventure selbstredend wichtig sind, vergessen gern so manche Entwickler. Nicht aber diese deutschen Entwickler. Ganz ehrlich, ‚Lost Horizon‘ bietet die wohl logischsten Rätselketten seit Jahren. Mit ein wenig Nachdenken kommt man angenehm flott voran, wir haben beim Test jedenfalls nicht ein einziges Mal festgehangen. Immer wieder bot das Adventure Tipps und Hinweise, die schnell zur Lösung führten. Da kann man verstehen, dass auf eine Rätselhilfe beinahe vollständig verzichtet wurde. Alles, was sich findet, ist eine vertonte Kurzzusammenfassung der bisherigen Ereignisse und der demnächst zu erledigenden Aufgaben. Verraten wird hier nichts und wenn man dem Abenteuer eine Weile fern bleiben musste, ist diese Funktion eine angenehme Möglichkeit sich sehr schnell wieder in das Geschehen einzufinden. Top! Hin und wieder kann übrigens zwischen zwei Charakteren gewechselt werden, die dann auf verschiedene Weise an dem gleichen Problem zu knabbern haben. Das erinnert einmal sogar angenehm an ‚Day of the Tentacle‘ und macht mindestens genau so viel Spaß.

‚Lost Horizon‘ ist schlichtweg brillant!!
‚Animation Arts‘ wollte endlich wieder ein Abenteuer im Sinne der genialen ‚Indiana Jones‘-Reihe von ‚LucasArts‘ auf dem Markt sehen und damit eine Lücke ausfüllen, die bereits viel zu lange klafft. Und sie haben es in unseren Augen mit absoluter Bravour geschafft. Die Fußstapfen des kalifornischen Entwicklers waren groß, doch die der deutschen Entwickler sind mindestens ebenso so groß. ‚Lost Horizon‘ macht praktisch fast alles absolut richtig: Die Optik hat „Wow“-Momente, die Zwischensequenzen sind filmreif und suchen im Genre ihres gleichen, die Rätsel sind der Inbegriff von harmonischer und durchdachter Logik, die Spielzeit ist enorm, die Sprachausgabe und der Soundtrack bieten Hörspiel-Akustik. Lediglich ein Manko ist uns aufgefallen: das Finale. Wie auch schon in den indirekten Vorgängern ist der Weg das Ziel. Alles stimmt, nur der Epilog ließ uns mit etwas Enttäuschung zurück. Nettes Gimmick: Wer das Adventure beendet hat, schaltet einen interessanten Bonus frei. So darf die erste Version des Spieles durchrätselt werden, mit der die Macher ursprünglich auf Publisher-Fang waren. Die zusätzlich rund 30 Minuten Spielzeit sind eine nette Idee und zeigen obendrein, dass zuerst einiges anders geplant war. Fazit: Wir empfehlen ‚Lost Horizon‘ mit erhobenen Zeigefinger jedem einzelnen von Euch da draußen! Keinesfalls verpassen und unbedingt zuschlagen!!
[ 28.11.2010 ]
