
Hersteller: | Darkling Room |
Vertrieb: | Got Game Entertainment |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win XP(SP2)/Vista / Pentium 1,5 GHz / 512 MB RAM / 3D-Grafikkarte 128 MB RAM / ca. 1,2 GB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 12 Jahren |
Offizielle Webseite: | www.thelostcrown.co.uk |

Gruseln in Schwarz-Weiß
Man kann sagen, was man möchte, aber teure computergenerierte Effekte und Monster können selbst den härtesten Farbfilm nicht annähernd so schaurig gruslig erscheinen lassen, wie es die Streifen der Schwarz-Weiß-Ära taten, allein aufgrund der fehlenden Farben. Eben diesen Grusel-Faktor wollte sich auch Entwickler Jonathan Boakes zunutze machen, um seinem Abenteuer das richtige Flair zu verpassen. Und was sollen wir sagen: Die Rechnung geht gekonnt auf. Stellenweise finden sich zwar auch in Farbe getauchte Locations, doch sobald es gruslig wird, fehlen die Kolorite. Leider muss man jedoch zugeben, dass das Gesehene bereits Jahre aktuellen Standards hinterher hinkt. Wenn auch die Locations selbst gerade noch als ansehnlich gelten können, sind die Animationen hölzern, selten und teils etwas laienhaft. Wenn Protagonist Nigel beispielsweise an eine Tür klopft, wirken die Bewegungsabläufe so, als habe man das schnell in der Mittagspause zusammengezimmert. Gesichtsanimationen finden sich gleich gar nicht.
Sound-Effekte mit Gänsehaut-Garantie
Doch die eigentliche Stärke des Titels ist ohnehin nicht die Optik. Denn was ‚The Lost Crown‘ akustisch drauf hat, lässt einem angenehm die Nackenhaare zu Berge stehen. Als man zum Beispiel mit einer Nachtsichtkamera durch eine stockdustere Höhle wandert und überall Geräusche zu vernehmen sind oder man in einem dunklen Raum steht und plötzlich leise das Wort „Hier“ aus den Boxen erschallt, kommt richtig Gruselatmosphäre auf. Aber auch die Tonbandaufnahmen merkwürdiger Ereignisse, die nach der Aufnahme plötzlich leise Stimmen im Stile des Filmes ‚The Sixth Sense‘ wiedergeben, brachten bei uns – vor allem beim Spielen nachts – echte Gänsehaut zum Vorschein. Das ist nicht nur spannend, sondern treibt auch an, den Rest des Adventures anzugehen. Die zahlreichen Multiple-Choice-Dialoge sind zwar ordentlich vertont, bieten jedoch keinerlei Möglichkeit das Gesagte abzubrechen. Zudem verschwinden auch bereits besprochene Themen nicht aus der Themen-Wahl, woraufhin man sich – vor allem bei mehrstufigen Dialogen – schon einmal manche Sachen doppelt anhören muss, weil man vielleicht vergaß, wo man bei der vor-vorherigen Stufe genau aufhörte, zu fragen.

„Gehe zu Hotspot“
Größtenteils lehnt das Adventure zielsicher an bereits bekannte Mechaniken an, hat dennoch kleinere Aussetzer. Denn Nigel kann sich nicht in den Locations frei bewegen, sondern setzt sich nur dann in Bewegung, wenn ein Hotspot aktiviert wurde. Das ist vor allem dann störend, wenn der gute Mann einen Hotspot verdeckt und man erst einen anderen suchen muss, damit er sich wegbewegt. Des Weiteren stellten wir uns ständig die Frage, warum in das Adventure eine Karte integriert wurde, wenn die, trotz langer Laufwege, ausschließlich zum Betrachten dient? Direkte Sprungpunkte zu den Orten wären deutlich hilfreicher gewesen. Denn besonders zu Beginn leidet die Orientierung, aufgrund der Größe des Ortes und des Umlands, merklich. Zumindest kann man jederzeit flott per Doppelklick die Räume verlassen. Hilfreich hingegen: Wenn Gegenstände miteinander benutzbar sind, werden sie optisch hervorgehoben. Das erleichtert die Grübelkost ein wenig, die wegen einer fehlenden Option für die Hotspoteinblendung, vor allem auf das Absuchen der Orte beschränkt. Sind die Gegenstände nämlich einmal im Gepäck, liegt die Lösung meist auf der Hand. Bloß schade, dass es immer wieder Passagen gibt, welche die bemerkenswert lange Spielzeit noch zusätzlich nach hinten strecken wollen. Während man einmal für eine völlig Fremde Zutaten für eine Suppe im Wald suchen muss, um dann mit ihnen zu speisen, muss man an andere Stelle mühevoll die Orte absuchen, um die verlorenen Buchstaben zu finden, die von einem Grabstein entwendet wurden und überall in der Gegend herumliegen.
Auf die inneren Werte kommt es an
Zugegeben, als wir ‚The Lost Crown‘ das erste Mal über den Bildschirm flimmern sahen, ging mindestens eine Augenbraue nach oben. Der Titel ist optisch zwar hier und da ganz hübsch anzusehen, vor allem die Idee der schwarz-weißen Locations ist gelungen, doch unterm Strich ist das Adventure technisch dennoch einige Jahre hinterher. Doch wenn man sich einmal auf den Titel einlässt, dann lässt die spannende Geschichte und die teils tolle Grusel-Atmosphäre einen so schnell nicht mehr los. Auch wenn die Schauder-Einlagen, aufgrund der Freigabe ab 12 Jahren, bei weitem nicht so schaurig sind, wie in Konkurrenzprodukten der Marke ‚Scratches‘. Schade sind eben nur die schwachen Rätseleinlagen, wenn man durch die Orte streifen muss, um diese stupide auf irgendwelche Zutaten oder Gegenstände zu durchforsten. So etwas hätte sich der Entwickler sparen können, weil es der spannenden Handlung einen gefährlich langatmigen Leerlauf beschert. Unser Fazit: Wer sich gern mal wieder gruseln möchte und mehr Wert auf eine interessante Geschichte legt als auf eine zeitgemäße Optik, der ist hier goldrichtig!
[ 29.06.2009 ]
